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Elternbrief Nr. 5

 (12/05)

 

 

 

 

 

 

 

Als vor nicht allzu langer Zeit im Land NRW (wie inzwischen auch in anderen Bundesländern) die Lateinische Ausgangsschrift durch die Vereinfachte Ausgangsschrift ersetzt wurde, waren durchaus nicht alle Eltern damit einverstanden. Aber in den allermeisten Fällen wurden sie ja auch gar nicht gefragt. Ihre Bedenken damals:



Mit schulischen Reformen, besonders für den Grundschulbereich, versuchen Schulpolitiker immer wieder in die Schlagzeilen zu kommen. Kaum jemand nimmt das inzwischen mehr so richtig ernst,  schulische Reformen werden in aller Regel heute eher als Mätzchen wahrgenommen, es sei denn, sie tragen die Züge von Volks- bzw. Elternverdummung – dann können sie allerdings auch schon einmal Aufsehen erregen. Besonders das Land Nordrhein-Westfalen tat sich nie schwer mit solchen schulischen Reformen, die kostenneutral oder zu Lasten anderer,  z.B. der Eltern, realisiert werden können.

So wurde denn auch vor Jahren in NRW mit Nachdruck die Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift betrieben und als Innovation gefeiert. Die Argumentation für die Einführung der Vereinfachten Ausgangsschrift war seinerzeit:


Damit war


Die Legende von den Vorteilen der "Vereinfachten Ausgangsschrift"


geboren. Prof. Dr. Wilhelm Topsch, Erziehungswissenschaftler an der Universität Oldenburg,  war es, der bereits vor Jahren diesem Irrglauben ein Ende setzen wollte (Das Ende einer Legende. Die Vereinfachte Ausgangsschrift auf dem Prüfstand. Donauwörth: Auer 1996.). Die Schulpolitiker, und damit die gesamte Grundschullehrerschaft, blieben jedoch unbeeindruckt bei ihrer „Innovation“. Und das, obwohl nachgewiesen wurde, dass die Praxis der Vereinfachten Ausgangsschrift gravierende Folgen für die Grundschüler haben kann:



Von noch größerer Bedeutung sind jedoch die Untersuchungen der Regensburger Sprachdidaktikerin Prof. Dr. Sigrun Richter. In ihren Untersuchungen kommt sie 1998 zu dem Ergebnis, dass sowohl Mädchen als auch Jungen, die in der Lateinischen Ausgangsschrift schreiben, deutlich bessere Rechtschreibleistungen erzielen als solche Kinder, die die Vereinfachte Ausgangsschrift schreiben.


Zu „Das Ende einer Legende“ von W. Topsch  sagt sie:


„Im Anschluss an die Veröffentlichung von Topsch (1976), der die von Grünewald (1981) festgestellten positiven Auswirkungen der Vereinfachten Ausgangsschrift auf die Rechtschreibleistung auf ein methodisches Artefakt zurückführt, wurde in zweiten bis vierten Klassen die Rechtschreibleistung von Kindern, die im Anschluss an die Druckschrift die Vereinfachte Ausgangsschrift erlernten, mit der von Kindern verglichen, die - ebenfalls im Anschluss an die Druckschrift - die Lateinische Ausgangsschrift erlernten. Die Erhebung zeigte, dass sich  keine positiven Effekte der Vereinfachten Ausgangsschrift auf die Rechtschreibleistung ergaben, sondern im Gegenteil in drei der sechs Untergruppen (Geschlecht/Jahrgang) signifikant bessere Leistungen von Kindern, die die Lateinische Ausgangsschrift schreiben“.


Prof. Heinrich Grünewald, der mit seinen Veröffentlichungen besonders im Land NRW zur Einführung der  Vereinfachten Ausgangsschrift in die Grundschulen beitrug, hat übrigens Vorwürfe, er habe bei seinen Untersuchungen Ergebnisse gefälscht, nie ausgeräumt (Topsch 1996). Viele Verlage haben damals viel Geld verdient: Sämtliche Materialien und Lehrwerke in Lateinischer Ausgangsschrift wurden unbrauchbar und mussten von den Schulen neu angeschafft werden. Ob auch der Professor mit seinen fragwürdigen Thesen an den Gewinnen beteiligt wurde, wird nie zu beweisen sein.


Inzwischen haben die Schulpolitiker in Nordrhein-Westfalen in Sachen „Schreiben lernen“ in den neuen Richtlinien/Lehrplänen für die Grundschule (2003) eine weitere „Innovation“ festgezurrt:


„Ausgangsschrift für das Lesen und Schreiben ist die Druckschrift. Im Zuge der Verflüssigung des Schreibverlaufs und der individuellen Ausprägung der Schrift entwickeln die Schülerinnen und Schüler später aus der Druckschrift ihre persönliche Handschrift.“  Beliebigkeit und Anarchie sind angesagt! An dieser Stelle erübrigen sich weitere Kommentare, und es bleibt jedem selbst überlassen, sich die chaotischen Folgen für die individuellen Handschriften vorzustellen. Schon jetzt hören Lehrer nicht auf, darüber zu klagen, wie unlesbar inzwischen viele Schülerschriften geworden sind.

Es muss allerdings auch schon vor der Veröffentlichung der neuen Richtlinien Grundschullehrerinnen gegeben haben, die kaum darauf achteten, dass ihre SchülerInnen aus der anfänglichen Druckschrift eine ökonomisch sinnvolle Schreibschrift entwickelten: Gymnasiallehrerinnen/Gymnasiallehrer beklagen zunehmend, dass ihre SchülerInnen nicht mehr in der Lage seien, wegen ihrer nicht ausgebildeten Handschrift zügig Diktate mitzuschreiben oder in angemessener Zeit Aufsätze oder andere Texte in lesbarer Form aufzuschreiben. Diese Defizite, die Schülerinnen/Schülern offenbar  erst an weiterführenden Schulen angekreidet werden, könnten sich verhängnisvoll auch auf die Schulkarriere der Kinder auswirken.


Fazit: Eltern sollten dringend darauf achten, dass ihr Kind in der Schule eine handhabbare Schreibschrift erlernt, um nicht an den weiterführenden Schulen schon bald arg ins Hintertreffen zu geraten.

 

J. Günter Jansen

 

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