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Elternbrief Nr. 25
(2017)





Anschläge auf Schulen - Frankreich im Alarmzustand
 

'German Angst' in Frankreich?


(Günter Jansen)



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Terroranschlag? Nein, Amoklauf eines psychisch Erkrankten in Köln am 11. Juni 1964
. An jenem Morgen drang  ein damals 42-Jähriger mit einer zum Flammenwerfer umfunktionierten Pflanzenspritze, einer Lanze und einer Schleuder in die Katholische Volksschule Köln-Volkhoven ein. Mit einem Holzkeil blockierte er zunächst das Tor. Dann stach er auf eine Lehrerin ein, die Turnunterricht auf dem Pausenhof gab, anschließend  ging er mit dem Flammenwerfer auf die Kinder los. Mit seiner Schleuder zerstörte er anschließend Scheiben der unteren Klassenräume, um dort weitere Kinder zu attackieren. Mit der Lanze erstach er darauf zwei Lehrerinnen, die sich schützend vor die Kinder gestellt hatten. Durch die Tat wurden 2 Lehrerinnen und 8 Kinder getötet, 28 Kinder und zwei Lehrerinnen wurden aufs Schwerste verletzt, alle mit großen Beeinträchtigungen für ihr weiteres Leben. Über die Gräueltat des Täters wurde lange Zeit heftig diskutiert: ob die Tat bei einem rechtzeitigen Eingreifen der Behörden zu vermeiden gewesen wäre.
In der Folgezeit ging man an Kindergärten und vielen Grundschulen dazu über, grundsätzlich die Eingangstüren ständig verschlossen zu halten und erst nach Klingelzeichen kontrolliert zu öffnen. Doch das ist lange her, heute gilt eher wieder: freier unkontrollierter Eintritt für jedermann. Es ist jedoch an der Zeit, sich der Machart jenes Amoklaufs gegen Schüler/innen und Lehrerinnen der Volksschule Köln-Volkhoven, auch jener in Erfurt und Wingen, zu erinnern. Denn in der Ausführung sind jene Amokläufe durchaus in gewisser Weise vergleichbar mit den Terrorattentaten in heutigen Zeiten.
 
Die Bedrohungslage an Schulen -

für die deutsche Politik ist sie "unspezifisch abstrakt"


In einem IS-Magazin, so hieß es in verschiedenen Gazetten Mitte August 2017, seien noch vor kurzem Tipps zum Bau von Molotowcocktails und zur Herstellung von Napalm gege­ben worden. Außerdem werde dort allgemein zu Brandanschlägen auf Tankstellen, Kranken­häuser, Bars, Tanzclubs, Schulen, Universitäten und auch Kirchen aufgerufen. Nach Barcelona und dem aufgefundenen Plan, die dortige Kathedrale dem Erdboden gleich zu machen, ist zu befürchten, dass – sind die Zufahrten und Zugänge zu Kathedra­len, zu Fußgängerzonen und öffentlichen Plätzen tatsächlich dann irgendwann einmal allesamt durch Be­tonblöcke gesichert und von schwer bewaffneten Polizisten bewacht - Schulen zu den nächsten Zielen gehören könnten. Blicken wir nach Frankreich: Dort wird regelmäßig nach unmissverständlichen Ansagen aus islamistischen Kreisen die derzeit hohe europaweite Bedrohungslage sowohl für Krankenhäuser als auch für Schulen ins Blickfeld gerückt. Durch religiös oder pseudo-religiös motivierte, präzise und systematisch vorbereitete Terroranschläge wurden in Europa in den letzten Jahren Hunderte von Menschen getötet oder kamen mit schweren und schwersten Verletzungen gerade noch einmal davon: im Morgenzug nach Madrid, in Nizza, in Bistros und im Konzertsaal in Paris, auch dort beim Einkauf im jüdischen Supermarkt, am Airport und an der Metrostation Maelbeekin in Brüssel, in der Kirche Saint-Étienne des französischen Städtchens Saint-Étienne-du-Rouvraymort, in London, Stockholm und Manchester, jüngst noch einmal Spanien, Barcelona, auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin wurden 13 Menschen heimtückisch umgebracht. Hinzu kommen die zahlreichen bekannt gewordenen islamistisch motivierten Anschläge auf Einzelpersonen, die weitgehend wirkungslosen Attentatsversuche - wie z. B. vor der Kathedrale Notre Dame und dem Louvre in Paris -  sowie die rechtzeitig entdeckten sich in Planung befindlichen Anschläge, die wegen ihrer erschreckenden Anzahl hier keine Erwähnung finden können. Dennoch ist dieser einen Nachricht, veröffentlicht am 16.12.2016, u. a. von Focus-online, besondere Beachtung zu schenken:

Ein stark religiös radikalisierter deutsch-irakischer zwölfjähriger Junge versuchte mehrere Male, im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen Nagelbombenanschläge zu verüben, um Menschen zu töten: Seine erste Bombe versteckte der Junge am 26. November 2016 auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt, die zweite am 05. Dezember 2016 in einem Gebüsch nahe dem dortigen Rathausplatz. In beiden Fällen führten Hinweise dazu, dass die Bomben rechtzeitig entdeckt werden konnten.

Davon, dass bereits 15- bis 17-Jährige Anschläge begingen oder auf ihre Rolle als Täter vorbereitet worden waren, war in den letzten Jahren weniger aus der deutschen als aus der Presse des europäischen Auslands zu erfahren. Insbesondere in Frankreich wird seit Monaten regelmäßig die
hohe Bedrohungslage sowohl für Krankenhäuser als auch für Schulen thematisiert. Ende Dezember 2016 befürchtete ein Irgendwer in einem Forum, der zwölfjährige Junge hätte nach entsprechender Anweisung die Bomben auch in seiner Ludwigshafener Schule deponieren können. Auf solche Szenarien sind wir in Deutschland nicht einmal gedanklich vorbereitet. Davor, dass es irgendwann und irgendwo zu Anschlägen auf Ansammlungen von Menschen kommen könnte, war lange schon gewarnt worden: Man sprach und spricht von 'unspezifischer abstrakter' Bedrohungslage. Wir reden hier nicht von der alltäglichen, inzwischen recht konkret gewordenen Bedrohungslage - auch für Einzelpersonen! Aus dem in jeder Hinsicht unkalkulierbaren Reservoir an potentiellen Attentätern erreichen uns mit beängstigender Regelmäßigkeit, insbesondere in Deutschland und Frankreich, beunruhigende Ankündigungen weiterer mörderischer Projekte, darunter auch die bereits erwähnten Anschläge auf Krankenhäuser und Schulen. Wie sollen sie damit leben, die Patienten, die Krankenschwestern, die Ärzte in den Krankenhäusern, die Besucher, in den Schulen die Lehrerinnen, die vielen Kinder und ihre Eltern?  

Eltern sind besorgt, Kinder haben Angst




Die Einschätzung der Sicherheitslage
in Deutschland bleibt auch weiterhin bei "unspezifischer, abstrakter Bedrohungslage" - wie seinerzeit vor dem Anschlag in Berlin. Unheilspropheten und  die ewigen Bedenkenträger hatten das bereits im zeitigen Herbst zumindest für Weihnachtsmärkte ganz anders gesehen. Schon am Tage nach Berlin waren deutschlandweit, sogar in Kleinststädten, schlagartig die Zufahrten und Zugänge zu Weihnachtsmärkten von schwer bewaffneten Polizisten bewacht und durch Betonblöcke gesichert. Wenige Tage später hieß es in der FAZ zum Berlin-Attentat:  "Die Liste derer, denen das Leben genommen wurde, zeigt so auch, wie viel an Freiheit und Chancen wir verlieren würden, wenn wir als Reaktion auf die Bedrohung der Versuchung nachgeben würden, uns in unsere nationalen Schneckenhäuser zurückzuziehen." Sollte wohl heißen: "Nur keine spießigen Ängste jetzt!" Mögen die Menschen 'draußen im Lande' doch ganz einfach und kurzerhand,  jetzt erst recht und fortan auch nach jedem Terror schon bald den Schalter umlegen auf "schöne Stunden mit Familie und Freunden draußen auf unseren Plätzen" - und schon sind alle Sorgen und Ängste gestoppt. Bliebe dann nur noch die Frage, wie die Politik es hinbekommen könnte, Menschen die Überzeugung beizubringen, dass die Videokameras, die aufgestellten Betonpoller und die reichliche Polizeipräsenz mit Maschinenpistolen bei Open-Air-Veranstaltungen wie z. B. auch bei solchen mit 'Alaaf und 'Helau'  lediglich als stimmungssteigernde Staffage dienen. In Sachen 'Abbau von Ängsten' nach Anschlägen irgendwo in Europa pflegt auch das Massenmedium Fernsehen der Politik inzwischen regelmäßig Amtshilfe zu leisten: Reihenweise lässt man in Fußgängerzonen junge Shopperinnen tapfer bekunden, dass sie trotz allem keine Angst hätten, schlimmstenfalls bisweilen "ein etwas mulmiges Gefühl", und gewisse Printmedien ergänzen solche Auftritte und flachsen über die 'German Angst'* als einem Charakteristikum von Deutschen. 
*Als 'German Angst' bezeichnet man das Phänomen der grundlosen Angst oder Besorgtheit.

Warum nur mag man nicht zur Kenntnis nehmen, dass das, was wir gemeinhin sprachlich als 'sich Sorgen machen', 'Furcht' oder 'Angst haben' formulieren, urmenschliche Gefühle sind? Sie sind oft Folgen eigener schmerzlicher Erfahrungen oder anderer angsterregender Geschehnisse, die einen jeden auch selbst treffen könnten. Diese grundlegenden Emotionen können sogar lebensrettend sein. Sie helfen, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren, sie mahnen zu Vorsicht und erhöhter Aufmerksamkeit und verschaffen die nötigen Energien, um entschlossen zu handeln, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und Herausforderungen annehmen zu können. Nicht wenige Zeitgenossen haben indes längst durchschaut, wie listenreich versucht wird, in Zeiten des Terrors das anlassbedingte Angstverhalten inzwischen dauerängstlich gewordener Bürger zu pathologisieren: Wer nach den Anschlägen von Paris, Brüssel, Berlin, ..... am Samstagnachmittag die überfüllten großstädtischen Einkaufsmeilen meidet, muss wohl krank sein!  Vor dem Hintergrund konkreter bereits stattgefundener schlimmer Ereignisse befürchten Eltern zu Recht - und sie können ihre Ängste auch konkret formulieren, dass die unter uns wohnenden Gefährder ihre Drohungen wahr machen und irgendwann mit der bereits angekündigten Tötungsabsicht in die Schulen ihrer Kinder eindringen könnten.

Empathisch geht die französische Politik
, nicht nur verbal, auf die berechtigten Sorgen und Ängste der Eltern ein und versucht mit ihren Maßnahmen vor Ort, das tatsächlich vorhandene Risiko für die Kinder in den Schulen zu minimieren. Die französische Politik scheut sich auch nicht, anstatt von Tätern von 'Terrororisten' zu sprechen. Sie nimmt die Ängste ihrer Bürger wahr - und ernst. Nur solche Sichtweisen fordern dazu auf, die möglichen und in der Regel akribisch vorbereiteten Tatverläufe antizipierend zu analysieren, um daraufhin an den Schulen entsprechende Sicherheitsmaßnahmen in Angriff nehmen zu können, wie sie unten beschrieben werden. (hier)

Überschrift
im Tagesspiegel vom 26.12.2016: "Sicherheit in Deutschland: Was droht nach dem Jahr des Terrors? - Ansbach, Würzburg, Hannover, Essen, Berlin: Der islamistische Terror hat Deutschland 2016 gepackt wie nie zuvor." Mit Ausnahme von Berlin konnten die Attentäter in Ansbach, Würzburg, Hannover, Essen ihre Pläne nicht in vollem Umfang umsetzen. Zahlreiche der geplanten Anschläge werden vorher aufgedeckt - nicht selten nur zufällig -, das erfahren wir alle paar Tage aus den Medien in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Belgien, ... . So war z. B. aus der Rheinischen Post vom 20.01.2017 zu erfahren:
 

"Die Anschlagspläne für die Düsseldorfer Altstadt sind offenbar doch wesentlich konkreter gewesen als bisher angenommen. Nach Angaben des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe sollten sich zunächst zwei Selbstmordattentäter im Stadtzentrum in die Luft sprengen und damit eine Massenpanik auslösen.

Zudem sollten sich an vier Ausgängen der Altstadt je zwei Terroristen mit Kalaschnikows postieren. "Sie sollten möglichst viele flüchtende Menschen erschießen und sich nach der Entleerung ihrer Magazine ebenfalls selbst in die Luft sprengen", teilte der BGH gestern mit. Der Anschlag sollte an einem Freitag oder Samstag verübt werden, "weil die Altstadt an diesen Tagen regelmäßig besonders belebt ist".

Schon Zweit- und Drittklässler/innen tauschen sich inzwischen in ihren schulischen Pausenzeiten über das für Aufsehen erregende Zeitgeschehen aus, verfolgen die Gespräche ihrer besorgten und bedrückten Eltern, der Erwachsenen überhaupt. Sie fragen und fragen, wollen Antworten, auch von ihren Lehrerinnen. Wurden viele der Kinder doch zuletzt auch noch live konfrontiert mit videoüberwachten und zugesperrten Weihnachtsmärkten sowie mit den schwer bewaffneten Polizisten vor Ort, mit bewachten Wochenmärkten und Open-Air-Karnevalsveranstaltungen, mit Taschenkontrollen sogar vor Gottesdiensten! "Könnten die auch in unsere Schule kommen?" - "Was sollen wir dann machen, wenn die kommen?" - "Könnt ihr mich dann schnell abholen?" Wie und was den Kindern darauf antworten? Die Kinder haben Angst. Sie wie auch ihre Eltern wissen eher noch nichts davon, dass in Frankreich, anders als in Deutschland, die Bedrohung von Schulen längst ein großes Thema ist. Angesichts der terroristischen Bedrohung hatten der französische Premierminister Bernard Cazeneuve und Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem zum Beginn des Schuljahrs 2016/17 für alle Schulen aktualisierte Richtlinien zu einer 'neuen Kultur der Sicherheit' (« nouvelle culture de la sécurité ») herausgegeben, "en première ligne face à la menace terroriste" ("in erster Linie wegen der terroristischen Bedrohung"),  heißt es bei 'Le Monde.fr' (hier). 


 

In Deutschland kein
Thema:

Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz gegen Terrorismus an Schulen

Kontrollen an Bahnhöfen und verschärfte Passkontrollen in Zügen oder am Flughafen sind in Frankreich längst Alltag geworden. Dies ist Teil der Maßnahmen des französischen Anti-Terror-Plans
"Vigipirate", der drei große Ziele verfolgt: Schutz der Bürger, des Territoriums und französischer Interessen, Schaffung einer "Kultur der Wachsamkeit", die Möglichkeit zur schnellen Reaktion. Insgesamt beinhaltet der Antiterrorplan Vigipirate ca. 300 Maßnahmen. "Vigipirate"- Aushänge mit der Warnung "Alerte Attentat", welche auf die gestiegene Gefahr von Anschlägen hinweisen, finden sich u. a. an Rathäusern, in Gerichtsgebäuden, in Krankenhäusern, in Universitäten, sogar in den Autobahnraststätten:
 
affiche attentat
 
ACTUELLEMENT L’ENSEMBLE DU TERRITOIRE EST PLACÉ AU NIVEAU :

Sécurité renforcée Risque d’attentat

(RÉPUBLIQUE FRANÇAISE/Secrétariat général de la défense et de la sécurité nationale) 

Vigipiratestufen

Die Broschüre zum französische Plan 'Vigipirate' ist 
>hier< zu finden. 

Der französische Plan 'Vigipirate' beschreibt damit u. a. die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz gegen Terrorismus auch in Kindergärten, Grundschulen, an den Collèges und Lycées und gibt dem Lehrpersonal detaillierte Handlungsanweisungen für das Training mit den Schülern, die ständige Überwachungssituation und den Ernstfall vor.

Principales mesur..


Bei der ersten Serie islamistischer Anschläge in Frankreich galt 2012 ein Attentat einer jüdischen Schule. Drei Schüler kamen damals ums Leben. Auch deshalb gehörten für Premierminister Bernard Cazeneuve seitdem Schulen mit zu den sensibelsten Orten für Terroranschläge. Das wissen auch Eltern und machen sich Sorgen. Nachdem Terroristen in jüngster Zeit erneut mehrfach dazu aufgerufen hatten, Anschläge auf Schulen zu verüben, wurde im Sommer 2016 noch einmal heftig am Sicherheitskonzept geschraubt. Schließlich hätten die Schulen für den Islamischen Staat "oberste Priorität" als Ziel für Terroranschläge, heißt es von offizieller Seite. Daher stand mit Schuljahresbeginn 2016/17 die Sicherheit der Schulen ganz oben auf ihrem Stundenplan. Man ergänzte die dahin schon getroffenen Maßnahmen um weitere, "... mit denen wir eine Kultur der Sicherheit in den Lehrplänen verankern wollen.", so die Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem.

So muss jede Schule in Frankreich künftig, zusätzlich zu den schon alljährlich vorgeschriebenen mehreren Feueralarmübungen, drei Terrorübungen pro Schuljahr durchführen, sie soll sogar selber Terroranschläge simulieren. Das gilt für alle Klassen aller Schulen, auch für die 3- bis 6-jährigen Kinder in den écoles maternelles (Kindergärten). Dabei sind die 'gefährdeten Bereiche' in den Schulgebäuden besonders zu sichern. Ziel der Terrorübungen ist, dass die Schulen ihre Fähigkeit trainieren, auf Terroranschläge zu reagieren und wie ihre Schüler einen Terroranschlag auf ihre Schule überleben können. Außerdem müssen alle Schüler ab einem Alter von 14 Jahren über ein gewisses Repertoire an lebensrettenden Maßnahmen verfügen können. Die nicht angekündigten Übungen werden durch spezielle Alarmtöne, die sich vom Feueralarm unterscheiden, in Gang gesetzt. Im Falle eines Anschlags soll ein Alarmsystem die Schüler auch mit Textnachrichten warnen. Ausdrücklich wird darauf hingewiesen, dass die Schulleiter gehalten sind, auf Elternabenden die neuen Maßnahmen zu erklären. 

Die Schulen haben seit August 2016, den neuen Verordnungen folgend, aufgerüstet und richten sich nach deren Vorschriften:

  • Fensterscheiben wurden durch einbruchsicheres und blickdichtes Glas ersetzt, zusätzlich wurden Fenster im Erdgeschoss vergittert. 
  • Vor den Schulen stehen jetzt Absperrgitter/Betonpoller, damit keine Fahrzeuge mit möglicherweise explosiver Ladung vor dem Schulgebäude geparkt werden können.
  • Grundsätzlich, so heißt es, dürfen vor Schulen keine Fahrzeuge anhalten oder parken. 
  • Ebenso verboten ist jegliche Ansammlung von Personen vor dem Schulgelände.
  • Schuleingangstüren sind immer abgeschlossen.
  • An den Eingangen hängen Überwachungskameras. 
  • Hinter den Eingangstüren wurde der Einbau von Schleusen als Sicherheitsbereich verpflichtend.
  • Eingänge müssen ständig von Erwachsenen kontrolliert werden.  
  • Die Hausmeister müssen stets das Schulhandy bei sich tragen, um im Zweifelsfall sofort den Schulleiter und die Polizei informieren zu können.
  • Wer ins Innere einer Schule darf, muss auf einer Liste verzeichnet sein, die die Hausmeister kontrollieren. Die Identität fremder Besucher muss eindeutig geklärt sein, ehe sie eintreten dürfen.
  • Ausnahmslos werden alle Taschen, auch die der Schüler, einer visuellen Kontrolle unterzogen. 
  • Auffällig gewordene Kinder, bei denen Anzeichen für eine Radikalisierung beobachtet werden, sollen einer ständigen sensiblen Überwachung durch das schulische Personal unterliegen.
  • Mülltonnen sowie andere Behältnisse (Kartons, ...) dürfen nicht mehr vor Schulgebäuden platziert werden. 
  • Wie angekündigt patrouillieren zur Unterrichtszeit vor allen Schulen im Land Sicherheitskräfte, Gendarmerie/Polizei und/oder Soldaten/Reservisten. 
  • Zudem gilt, dass Eltern in einigen Städten nicht mehr morgens die Schulen und Kindergärten betreten dürfen, weil das Bildungsministerium in Paris eine Übergabe der Töchter und Söhne an der Eingangspforte angeordnet hat.
Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem versicherte im August 2016: "All diese Vorkehrungen sollen an allen schulischen Einrichtungen im Land gelten. Wir wollen so ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleisten."

Grundsätzlich haben die aufgezeigten Maßnahmen Gültigkeit auch für die 'écoles maternelles' (Kindergärten) und die 'écoles élémentaires' (Grundschulen), erhebliche Schwierigigkeiten dürfte es allerdings bei der Umsetzung der Anweisungen zum Schülertraining für den Ernstfall geben. Es gibt Fortbildungen für Erzieherinnen und Lehrerinnen in großer Anzahl. Spielerisch, so heißt es da, solle man solche Übungen mit den Kleinsten anlegen: wie etwa 'roi du silence' mit den Kindern spielen, ein Spiel, in dem es darum geht, sich möglichst lange ruhig zu halten, oder wie etwa solche Spiele, bei denen die Kinder sich geräuschlos fortbewegen müssen, ... . Man müsse den Kindern einschärfen, dass sie sich nicht eigenmächtig aus den jeweiligen Aufenthaltsräumen entfernen, dass sie ohne Nachfragen und Einwände den stummen Befehlen ihrer Erzieherinnen und Lehrerinnen folgen. Bei all ihren Überlegungen und all ihrem Handeln ist für die Erzieherinnen und Lehrerinnen als rote Linie vorgegeben: die Kinder vor dem Aufkommen von Panik zu schützen. Als komplizierter erachtet man die Trainingsarbeit mit den etwas älteren Grundschülern. "In ihrem Alter kann man solche Übungen nicht einfach so durchziehen, ohne ihnen zu erklären, was das soll.", weiß man vor Ort in den Schulen. Eine immer wiederkehrende Forderung ist, man solle die Trainingsarbeit nur ganz behutsam thematisieren und sehr vorsichtig angehen, auf jeden Fall dürfe man die Kinder nicht in Panik versetzen. Man muss hoffen, dass der Ernstfall nie eintritt!

'German Angst' in Frankreich? Wohl nicht. Franzosen haben viel öfter als wir in Deutschland erfahren müssen, wie konkret die Bedrohungslage für sie tatsächlich geworden ist. Für unerträglich hielte man daher dort Politiker, die sich samt ihrer Entourage erdreisteten, in diesen Zeiten die Bürger per Appell in schattenfreie Gefühlslagen versetzen zu wollen. Die französische Politik handelt jetzt, wie sie handeln muss. Ganz offenbar nimmt man dort die Sorgen der Bürger ernst, denkt an die Ängste der Kinder, die Folgen eigener schmerzlicher Erfahrungen in jenen Tagen oder medial vermittelter terrorbedingter und somit angsterregender Vorkommnisse sein mögen, die auch sie selbst hätten treffen können. Der Staat reagiert auf die erkannten Gefahren: Man nimmt die beträchtlichen Herausforderungen an und trifft mit erheblichen Anstrengungen Schutzmaßnahmen, die das zweifelsohne vorhandene Risiko für die Kinder in den Schulen minimieren können.

Hilflose Politiker
dieses Landes rufen die Bürger  auf, "die Kraft zu finden, für das Leben, wie wir es in Deutschland gut und gerne leben wollen: frei, miteinander und offen." Wo und wie sollten in Zeiten wie den jetzigen jedoch die Menschen das Fundament finden, auf dem sie dieser Kraft für ein freies und offenes Leben zu Wachstum verhelfen könnten?
 
Zu erinnern sei an den niederländischen Philosophen Baruch Spinoza (1632-1677): "Der Zweck des Staates ist in Wahrheit die Freiheit." Ohne staatlich gewährleistete innere Sicherheit werden seine Bürger jedoch von Furcht beherrscht und
sind daher unfrei. Mit verordneten Gefühlslagen oder mit Belehrungen wird die aktuelle Bedrohungslage um nichts minimiert, trägt der Staat auch nichts bei zum Sicherheits- und Geborgenheitsgefühl seiner Bürger. Was die aktuelle Sicherheit der in deutschen Schulen versammelten Kinder anbetrifft, so können wir derzeit nicht darauf hoffen, dass die Verantwortlichen auch nur irgendwie auf den durchaus möglichen Ernstfall vorbereitet sein werden, nicht einmal gedanklich. Wir kennen das: In der deutschen Politik kommt das Wohlergehen von Kindern nur in Sprechblasen mit unscharf konturierten Verzierungen vor.  

Bildtafeln/Flyer, wie sie in französischen Schulen
zu finden sind oder an Eltern verteilt werden, Beispiele:


enferm

Lehrerzimmer


Elternhauser